Da kann ich nur mit den Ohren schlackern

Mit der Rente kommt meist auch die Zeit, in der sich jemand Gedanken macht, was er mit seiner freien Zeit zukünftig anstellen möchte. Mein Vater ist einer dieser Rentner. Im Job hat er immer alles gegeben, für das zu Hause war eher meine Mutter zuständig. Ich kann nicht sagen, dass mein Vater ein geiziger Mensch ist, aber er hat das Geld durchaus zusammen gehalten und sich selbst selten etwas gegönnt. Für meine Mutter war dies nicht immer einfach, denn sie fühlte sich dann ebenfalls dazu verpflichtet - auf alles zu verzichten. Sie selbst ging nie arbeiten und da mein Vater das Geld nach Hause brachte, ordnete sie sich mit ihren ganz persönlichen Wünschen unter. Letztes Jahr zu Weihnachten schenkten wir Kinder unserem Vater ein komplettes Heimwerker Set. Er sagte immer, dass er – sobald er in Rente geht – einiges am Haus tun möchte, wozu er im Arbeitsleben nicht die Zeit fand.

Keiner hat wirklich geglaubt, dass er beginnt, Geld für Handwerker auszugeben. Also bekam er alles, was ein Handwerker benötigt. Nun ist er auch praktisch in der Rente angekommen und jedes Mal, wenn ich oder meine Geschwister die Eltern besuchen, schlackern wir nur noch mit den Ohren. Eine neue Eingangstür ziert das Haus, im Wohnzimmer sind die Schubladen repariert, das Treppengeländer in den 2. Stock ist wackelt nicht mehr und ist frisch gestrichen, mein ehemaliges Kinderzimmer wurde renoviert und neu eingerichtet. Die Fensterläden hat er gestrichen und meine Mutter konnte sich sogar Faltrollos für Dachfenster aussuchen. Das Zimmer möchte er an Urlauber vermieten, weil es im Flur über ein eigenes Bad verfügt, welches er auch noch renovieren möchte.